Schiebst du das Schreiben vor dir her? Hast du immer neue Ausreden, um nicht anzufangen? «Jetzt reiss dich mal zusammen!» hilft wenig. Im Gegenteil.
Es gibt bessere Möglichkeiten, ins Schreiben zu kommen – und erst noch früher damit fertig zu werden.

Das 5-Meter-Sprungbrett. Früher. Weisst du noch, wie es sich anfühlte? Du standest da oben. Erst hinten. Dann wagtest du dich zögerlich weiter vor. Lugtest nach langem Ringen über den Rand. Weit unten glitzerte das Wasser im Sonnenlicht. Ganz weit unten. Zu weit unten! Schnell wichst du zurück in den sicheren Hintergrund. Andere drängten sich vor und sprangen – was dich noch mehr zögern liess. «Jetzt springe ich aber!», dachtest du. Trotzig. Ängstlich. Gingst nach vorne, strecktest das eine Bein aus – und sprangst dann doch nicht. «Ich sprang nur nicht, weil mich der blöde Junge da gestört hat», dachtest du dir. Und so ging es weiter. Je länger du zögertest, desto schwieriger wurde es zu springen.

 

In diesem Artikel zeige ich dir

  • was mehr bringt, als auf den richtigen Moment zu warten
  • wie du dich zum Schreiben motivierst – sogar unter Zeitdruck
  • 5 Tipps, wie du leichter ins Schreiben kommst.

Der richtige Moment kommt nicht

Beim Schreiben ist es genauso. Du hast dich sicher auch schon vor dem Schreiben gedrückt. Hast Ausreden gefunden, warum jetzt doch noch nicht der richtige Moment dafür ist. Es gibt wohl niemanden, der das nicht kennt!

«Das Anfangen fällt mir immer schwer. Ich habe jedes Mal Angst, dass ich nicht schaffe, was ich möchte; Zweifel daran, dass ich es überhaupt kann.» (Herta Müller)

Herta Müller ist eine deutsch-rumänische Schriftstellerin. Sie hat 2009 den Nobelpreis für Literatur bekommen. Ein absoluter Schreibprofi also! Und trotzdem hat auch sie diese Mühe, ins Schreiben zu kommen. Mir geht es übrigens auch nicht anders.

Viele warten auf den richtigen Moment, um mit dem Schreiben zu beginnen. «Wenn es sich richtig anfühlt, dann fange ich an» oder «Morgen starte ich dann aber wirklich», denken so manche – und schieben die unangenehme Schreibaufgabe immer weiter vor sich her.

Aufschieben ist eines der Hauptprobleme beim Schreiben. Denn der richtige Moment kommt selten. Es lohnt sich also nicht, auf ihn zu warten.

 

Motivation entsteht durch Tun

Du meinst, du musst dich einfach mehr zusammenreissen? Selbstvorwürfe und vage Versprechen erhöhen deine Motivation nicht. Im Gegenteil. Dadurch machst du dir Druck – was dich zusätzlich demotiviert. Ein angespannter Geist produziert nichts Vernünftiges.

Motivation entsteht durch Tun. Die Aufgabe mag dir als riesiger Berg erscheinen. Doch der Berg wird nicht kleiner, wenn du davor sitzt und wartest.

Fang an! Jetzt. Egal, wie viel du schaffst – es ist allemal besser als abzuwarten.

 

5 Tricks, wie du leichter ins Schreiben kommst

 

1. Mit kurzen Einheiten gegen langes Aufschieben

Ins Schreiben kommen, gelingt selten auf Knopfdruck. Umso mehr, wenn die Aufgabe gross oder unklar ist, du unter Abgabedruck stehst, gestresst oder müde bist. Teile deine Schreibaufgabe deshalb in kurze Einheiten auf. Mache aus dem riesigen Berg viele kleine Hügel. Dann sieht der Berg gar nicht mehr so riesig aus. Und der Einsteig fällt dir leichter. Schreibe in kurzen Einheiten von 25 bis 30 Minuten, anstatt die Aufgabe vor dir herzuschieben.

Läuft es gerade so gut, dass du nach der festgelegten Zeit noch weiterschreiben magst? Super. Falls nicht: Auch gut. Leg deinen Text für den Moment weg. Hauptsache, du machst regelmässig mit deinen Schreib-Einheiten weiter. Denn so entsteht eine Routine. Die hilft dir, auch bei Zeitdruck oder wenig Motivation ins Schreiben zu kommen – statt auf mehr Zeit und Lust zu warten.

 

2. Reserviere dir Schreibzeit

Schreiben ist denken. Und Denkprozesse kommen erst mit der Zeit richtig in Fahrt. Deshalb ist es wichtig, dass du dir Zeit am Stück für das Schreiben nimmst – ohne dich ständig zu unterbrechen. Reserviere dir eine halbe Stunde. Und konzentriere dich in dieser Zeit ausschliesslich auf das Schreiben.

 

3. Etabliere Rituale

Stimme dich auf das Schreiben ein – wie eine Profisportlerin vor dem Wettkampf. Ob eine Tasse Kaffee, das Schliessen des E-Mail-Programms oder der Wechsel des Schreibortes: Rituale helfen dir, die Einstiegshürde niedrig zu halten. Nach einer gewissen Zeit reagiert dein Gehirn auf das Ritual und stellt sich auf konzentrierte Denk- und Schreibarbeit ein. Das verkürzt die Anlaufzeit.

 

4. Bleib im Schreibfluss

Schreibe deine Gedanken zusammenhängend nieder. Um im Schreibfluss zu bleiben, ignoriere Fehler vorerst. Denn jede Unterbrechung reisst dich aus deinem Schreibfluss. Und der Wiedereinstieg kostet jedes Mal Energie. Ob Grammatikschnitzer, logische Schwächen oder inhaltliche Lücken: Verschiebe das Überarbeiten auf später.

 

5. Lüfte zwischendurch den Kopf

Schreiben ist gedankliche Schwerarbeit. Wenn du nicht mehr denken kannst, pausiere kurz. Mache in diesen paar Minuten möglichst das Gegenteil von dem, was du während des Schreibens gemacht hast: Bewege dich, schaue aus dem Fenster in die Weite, lass deine Gedanken treiben. Bekomm den Kopf frei – und schreib anschliessend mit neuer Energie weiter. Aber pass auf: Wenn du jedes Mal aufstehst, sobald du etwas ins Stocken gerätst, ist das nichts als Bequemlichkeit. Ein wenig Durchbeissen gehört zum Schreiben dazu. Dafür ist es nachher umso schöner, wenn du durchgehalten und den Text zu Ende gebracht hast.

 

 

Drückst du dich auch manchmal vor dem Schreiben? Was sind deine Tricks, um dich zu überwinden?

Lass es mich gerne wissen. Deine Katja